Trauben
Durch das Licht ein Rasseln,
Säbel ziehen Spuren nach
und wetzen sich im Sande
wo sonst nur Fäden wollüstig sich knäulten,
sich umgarnten.
Durchgetreten ist die Torheit,
sperrangelt sich weit durch Schuppen auf den Augen.
Damals,
sagst du
und ziehst die Fäden nach.
Heute,
sage ich
und häute mich,
denn damals war mal da, mal nicht.
Abgebrannt und ausgekohlt und Häupter aus Asche auf platonischen Körpern.
Morgen,
sagst du
und spinnst hinfort.
Niemals,
sage ich
und verblasse
te deam
Zeit und Reise in leerem Raum
Zwischen Luft und Äther lasse ich mich fallen, spüre, wie sanfte Winde mich umfangen.
Auf sphärischen Betten, Fallsucht ins Ungewisse.
Über mir trägt sich der Blick fern, wo alles Blau is.
Unter mir trägt sich der Blick fern, wo alles Blau ist.
Dazwischen nur Licht.
Schnell wird mein Fall, wird schneller, fliegt das Unten auf mich zu.
Ich greife um mich, mich am Licht zu halten, doch rinnt es mir durch Finger, verrinnt und vergeht.
Wo nur führt das Blaue hin, welches sich aufwallt, mich erwartend mir die offenen Arme entgegen gestreckt? Und so sich unten Konturen zeichnen, spür' ich mich selbst dem Blauen weichen, lausche dem Rauschen, dem Flimmern des Nichts.
In schleichendem Crescendo ein leises Lied des Abschieds singend atme ich tief und atme tiefer und gebe mich dem Rausch des Fallens hin. In keiner Stunde mir bekannter Schwermut wollte ich mich dieser Schwerkraft meiner Seele wohl entsinnen, nun fühle ich das Wesen der Zeitenwechsel, sehe die Äonen vorüberziehen. spüre die Schwere, die alles erschafft. Das Blaue lebt, es formt sich, zeigt mir wogend Wellen, Gischt, Licht bricht sich in seinem Antlitz, Licht, welches mit mir vermischt, sehe ich Blau die meinige sich spiegelnd Silhouette, sehe meinen Körper blass und blasser, blauer werden. Möcht' ich auch nach der Bläue greifen, möcht' nicht weiter in der Schwebe sein, doch fallend fühle ich mich reifen, sterben und leben ist einerlei. Kann ich dein Kommen in mir ahnen, weiß nun, dass du es warst, welche mich auf diese Reise schickte, abzutauchen, aufzutauchen, dich als mich zu verstehen, dich in mir zu sehen,
deinem Puls in mir nachzuspüren und dich in mir und mich in dir und alles im Hier zu verführen.
Das Blaue rückt unabrückbar näher , nun sehe ich die tosenden Fluten, die sich reckend streckend winden, mich in Wirbeln und Mustern, in Formen und Zahlen erfinden. Vor mir selbst erschaudernd will ich ab mich wenden, streift mein Blick eein letztes Mal empor, sehe ich dich dort im Lichte wandeln, wartend vor des Himmels Tor. Umhüllt von Glanz und Anmut blickst du dort im Gegenlicht zu mir herab.
Auch für dich hat nun ein neuer Weg begonnen, auf dem du deine Spiegel wieder finden wirst.
Doch ich muss sehnsuchtsvoll nun ab mich wenden, um dich beizeiten neu zu finden. Von Augenblick zu Augenblick spür ich die Winde nasser werden. Ein letztes Mal heb’ ich die Hand, winkend dir und mir in den Abgrund stürzend, weiß, dass gleich mein wässern Körper sich mit allen Wassern dieser Welt wird einen.
Und so wird es blau und blauer, denk’ ich noch,
da durchschlägt mein Angesicht das Angesicht der Bläue und wird selber blau.
Alles fließt
Welle für welle für welle für welle
Ich finde keine stille Stelle
Stetig Strom und Fluss und Quelle
Saust und sinnt und rauscht und rinnt
Braust und Sprudelt schäumt und strudelt
Trieft und tropft und bricht und brandet
Wirbelt wogend strömt und strandet
Schütten schöpfen schlürfen schwimmen
Schwamm und schwall verronnen zerrinnen
Verdünnen verdampfen verdunsten versinken
Gluckern sickern gurgeln ertrinken
Macht dich klamm und macht dich nass
Krug und Kessel Tasse Fass
Feucht und schwül schweiß Kondensat
Zuber Wanne Bottig Bad
Tränken spülen löschen lecken
Loch im Eimer, Riss im Becken
Ebbe Flut und Brack und Pril
Kaum dass es ruht der Weg das Ziel
Es taut das Eis und schmilzt der Schnee
In Bach Kanal Meer Weiher See
Es staut sich überwindet Damm und Deich
Füllt Trog und Brunnen, Tümpel und Teich
In Pfützen und Lachen in Aue und Graben
Fontäne Moräne Katarakt und Kaskaden
Sprüht und spritzt und sprengt den stein
Brodelnd wabernd wallend sein
Die Tide der Puls der Welt der gezeitet
Was uns bewegt und was uns leitet
Wasser wirbelt von Ort zu Ort
Trägt alles und jeden mit sich fort
Bis es schließlich sich ergießt
Es fließt und fließt und fließt und fließt